Rundbrief Oktober 2011
An die
Mitglieder, Freunde und Förderer der Luther-Gesellschaft im Oktober 2011
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der Luther-Gesellschaft,
das zu Ende gehende Jahr war für unsere Gesellschaft ein eher ruhiges. Der Rhythmus von drei Seminaren in zwei Jahren hat sich bewährt, und das bedeutet, dass wir in diesem Jahr zu einem Seminar eingeladen hatten. Dieses Seminar vom 6. bis 8. Mai in Eisenach über das Verständnis der Freiheit, das unser Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dietrich Korsch aus Marburg vorbereitet hatte und das wir wieder zusammen mit der Wartburg-Stiftung durchführten, war eine sehr schöne, konzentrierte und ertragreiche Veranstaltung. Das Verständnis der Freiheit wurde in Vorträgen aus der Perspektive des Philosophen, des Wirtschaftswissenschaftlers, des Psychologen, des Künstlers und des Theologen beleuchtet. Die Gespräche waren lebhaft, die Andacht in der Kapelle der Wartburg eine berührende Erfahrung und das Konzert in der Reutervilla am Samstagabend ein besonderes Ereignis - mit der Uraufführung eines Werkes des Komponisten Dieter Schnebel, der schon durch seinen Vortrag über Freiheit in der Kunst das Symposium bereichert hatte. Alle Teilnehmer werden sich dieses besonderen Abends gewiss gern entsinnen.
Unsere Publikationen, das wird gelegentlich übersehen, machen einen wesentlichen Teil unserer Arbeit aus. Die drei Hefte der Zeitschrift LUTHER unter der Schriftleitung von Prof. Dr. Hellmut Zschoch sind planmäßig erschienen, der neue Band des Lutherjahrbuchs unter der Herausgeberschaft von Prof. Dr. Albrecht Beutel mit der von Dr. Michael Beyer verantworteten Lutherbibliograhie befindet sich im Druck und wird in den nächsten Wochen ausgeliefert. Vielleicht ist es nicht unpassend, den Verantwortlichen auch an dieser Stelle einmal Dank und Reverenz zu erweisen – sie leisten einen Beitrag nicht nur zum Tagesgeschäft, sondern fördern und sichern langfristig die Erträge der wissenschaftlicher Arbeit in der Lutherforschung, die immer auch einen größeren Kreis von Kolleginnen aus dem In- und Ausland anzieht.
Um eine noch intensivere Nutzung dieser Publikationen zu fördern, sind wir seit Längerem mit dem Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in gemeinsamen Überlegungen zur Digitalisierung unserer Publikationen. Damit wären zunächst die neueren Jahrgänge, am Ende aber alle Bände von Zeitschrift und Jahrbuch im Internet zu lesen. Die Digitalisierung soll auch eine Volltextrecherche ermöglichen. Für die wissenschaftliche Arbeit, aber auch für Fragestellungen aus dem Kreis der Mitglieder wäre das ein erheblicher Gewinn. Wir hoffen, dass wir dieses Projekt werden finanzieren können und bemühen uns um Unterstützung, da die Gesellschaft die Kosten allein kaum wird tragen können. Die älteren Mitglieder bitten wir um Verständnis für diesen wichtigen Schritt, den alle vergleichbaren Institutionen inzwischen gegangen sind oder gehen; die jüngeren Mitglieder werden die digitale Verfügbarkeit einhellig begrüßen. Auf die gedruckten Ausgaben werden wir natürlich nicht verzichten, und die digitalen Versionen werden frühestens ein Jahr nach Erscheinen der gedruckten Ausgaben im Netz zur Verfügung stehen.
Im kommenden Jahr wird es wieder zwei Seminare geben. Vom 4. bis 6. Mai findet in Lübeck unser Frühjahrsseminar über „Lübeck, Luther und die Musik“ statt, passend zum Themenjahr „Reformation und Musik“ der Reformationsdekade. Eine gesonderte Einladung folgt im Frühjahr 2012.
Das Seminar vom 21. bis 23. September 2012 in Wittenberg steht unter dem Thema: Das Kreuz Jesu Christi und das Heil der Menschen. Vergebung – Sühne – Erlösung. Wir wollen auch den schwierigen und harten Themen nicht aus dem Weg, sondern dem Zentrum unseres Glaubens nachgehen. Im Rahmen dieses Seminars werden wir wieder den Martin-Luther-Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs vergeben.
Sie haben vielleicht auch den Papstbesuch in Deutschland Ende September mitverfolgt. Darüber ist inzwischen reichlich geschrieben worden: über die Erwartungen vorher und über die Enttäuschungen, je größer die Erwartungen waren.
Vielfach wurde im Umfeld dieses Besuches auch das Reformationsjubiläum 2017 angesprochen: Dieses soll nach Möglichkeit gemeinsam, ökumenisch gefeiert werden. Doch was könnte das bedeuten?
- Der Wunsch der römisch-katholischen Kirche, selbst an dem großen Gedenken teilzuhaben, sodass es kein Alleinstellungsmerkmal der Lutheraner ist, ist verständlich.
- Vielleicht spielt auch der Gedanke hinein, die römisch-katholische Kirche wolle Luther irgendwie heimholen; der Besuch des Papstes in der Augustinerkirche in Erfurt ist von manchen als solches Zeichen verstanden worden.
- Doch eben dieser Gedanke hat auch aus evangelischer Perspektive einen guten Sinn: Es gilt, bewusst zu machen, dass Luther keine eigene, lutherische Kirche gründen, sondern die Reformation der ganzen westlichen Kirche wollte.
- Wenn sich große Teile der päpstlichen Kirche damals der Reformation verweigert und sie mit allen Mitteln bekämpft haben, dann kann das gemeinsame Gedenken 2017 vielleicht weitere Impulse zur nötigen Erneuerung (der evangelischen und nicht zuletzt) der römisch-katholischen Kirche geben. Auch da werden die Erwartungen realistisch bleiben müssen, aber immerhin dem Heiligen Geist kann man alles zutrauen.
Wir gratulieren unserem Vorstandsmitglied Professor Dr. Christopher Spehr, bisher Privatdozent an der Universität Münster, zu einem Ruf auf den Lehrstuhl für Kirchengeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Und am Reformationstag wird in Leipzig ein Kolloquium zu Ehren von Prof. Dr. Helmar Junghans D.D. stattfinden, der am 19. Oktober achtzig Jahre alt geworden wäre.
Zum Reformationsfest wünschen wir Ihnen persönlich und für Ihre Arbeit Gottes Segen und ein gutes Jahr. Wir freuen uns auf weitere oder erste Begegnungen und sind mit vielen freundlichen Grüßen
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Prof. Dr. Dr. Johannes Schilling Direktor Pfarrer Dr. Reinhard Brandt
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